KULTUR in KREFELD
Amüsantes „Operettchen“
Vergnügliche Geschichten mit wunderbarer Musik: Matinee zu „Die beiden Blinden warten auf Jacques O.“ in der Fabrik Heeder. Premiere: 11. Januar.
Krefeld. Philipp van Buren hatte schon mal angefangen: Lauter Melodien zum Mitsummen
spielte er im Raucherfoyer auf dem Flügel. Aus der Musik von Jacques Offenbach
setzt sich eine neue Produktion in der Fabrik Heeder zusammen. Im großen Haus
bot man am Sonntagmorgen die Matinee zu „Die beiden Blinden warten auf Jacques
O.“
Silke Meyer von der Dramaturgie stellte zunächst ihre Mitstreiter vor: Den Pianisten
Philipp van Buren, die Tenöre Reiner Roon und Peter Lüthke, Regisseur Klaus-Dieter
Köhler und Wolf Wanninger, zuständig für Bühne und Kostüme. Zuerst gab’s Glückwünsche:
Reiner Roon wurde am Silvestertag 65 Jahre alt, Peter Lüthke feierte vorgestern
den 69., und auch der Regisseur zählt zu den Steinböcken.
Gute Wünsche also und gute Laune und ein Zitat: Ohne Champagner und ohne Frauen
sei die Operette nichts. So jedenfalls Klaus-Dieter Köhler, der an Offenbach die
wunderbare Musik und die guten Geschichten schätzt.
Dann zum Inhalt, allerdings mit Handicap. Denn das Team hat mit viel Vergnügen
an dieser Arbeit und aus dem reichen Schatz zweier langer Sängerkarrieren und
einer nicht ganz so langen Regie-Laufbahn zahlreiche Pointen geschöpft, die ja
nun alle noch nicht verraten werden dürfen. Wenn es so richtig interessant wurde,
hat immer einer „Stopp“ gerufen.
Über das Leben des Komponisten Offenbach wurde ein bisschen gesprochen: Geboren
1819 in Köln, 1880 in Paris gestorben. Ein glühender Patriot für die Wahlheimat
Frankreich, 1860 eingebürgert. Er litt unter Gicht, kurte oft in Bad Ems und schrieb
dort zur Unterhaltung seiner Mitkurer lauter lustige Einakter, die daselbst im
Kurtheater aufgeführt wurden. Offenbach erfand übrigens den Namen für die kleine
Form der Oper: La Rose de Saint-Flour war die erste Operette.
Aus einigen dieser Einakter und anderen Versatzstücken stellte Köhler nun sein
„Warte-Stück“ zusammen und bediente sich auch eines Wortklassikers des 20. Jahrhunderts,
der sich auf das Warten versteht: Beckett. Auch er übrigens ein Wahlfranzose.
Das ganze Warten mit Musik spielt dann in einer Zirkusarena: „Da kann keiner raus!“
Reiner Roon gibt den Dompteur, Lüthke den Clown, Philipp van Buren den Direktor,
und eine Artistin ist die Dame, die nicht fehlen darf. Arien und Duette der beiden
Tenöre gaben einen Vorgeschmack auf das Stück.
Ein kleines bisschen Ironie schwingt da immer mit – dann wird das „Operettchen“
durchaus amüsant. Das Publikum, überwiegend weiblich, war amüsiert und applaudierte
üppig. Premiere am 11. Januar um 20 Uhr in der Fabrik Heeder.
08.01.2007