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Pressestimmen

CD- Rezension

Vox humana 6. Jahrgang Nr. 20 1. Mai 2004

 

Musik für Horn & Orgel

 

Manfred Dippmann, Horn

Reinhard Seeliger, Orgel

Sonnenorgel der Pfarrkirche St. Peter und Paul in Görlitz

 

Mit der Aufnahme der CD Horn und Orgel haben sich Manfred Dippmann (Horn) und Reinhard Seeliger (Orgel) eine besondere Aufgabe gestellt. „Beide Instrumente sind eigentlich nicht für das gemeinsame Musizieren geschaffen" - so schreibt Günter Lade im Booklet." Da das Horn über einen sehr verschmelzungsfähigen sowie grundtönigen Klang verfügt, ist es - im Gegensatz beispielsweise zur Trompete - für den Mittelstimmenbereich und nicht für das solistische Spiel der Oberstimme in einem musikalischen Satz prädestiniert. Es gibt aber dennoch eine Reihe von Originalkompositionen, die sich auf sehr wirkungsvolle Weise die klanglichen

Besonderheiten des Horns zunutze machen. Sie wurden überwiegend nach der Erfindung des Ventilhorns (Anfang des 19. Jahrhunderts) komponiert

und stammen somit aus dem romantischen und modernen Repertoire.

Zu den originalen Werken der Komponisten August Körling, Camille Saint-Saëns, Eugène Bozza, Jan Koetsier, Matthias Weissing und Kerry Drew Turner gesellen sich im vorliegenden Programm drei Transkriptionen aus der Barockzeit, die sich für die

Interpretation mit Horn und Orgel als besonders geeignet erwiesen haben:

"Georg Friedrich Kauffmann (1679-1735): „Nun Lob mein Seel den Herren". Dieses Choralvorspiel aus der Sammlung „Harmonische Seelenlust" eignet sich sehr gut zur Einrichtung für Horn und Orgel.

Antonio Vivaldi (1678-1741): „Largo" aus dem Concerto F-Dur für zwei Hörner und Streichorchester, das ursprünglich für Solocello geschrieben wurde und mit dem damaligen Naturhorn nicht realisierbar war.

J. S. Bach ( 1685-1750): „Greifet zu, fasst das Heil" aus der Kantate Nr. 174 ist eine Bassarie, die sich im Sinne der damals gängigen Transkriptionspraxis

sehr gut für die Bearbeitung für Horn und Orgel eignet.

Die Brücke vom Barock zur Romantik bildet „Ein musikalischer Scherz" von Gottfried Fischer (geb. 1924). Ganz im Stile Mozarts hat Fischer dieses Werk für Orgel solo komponiert, das aus einer Improvisation heraus entstanden ist. Hier kommt der Zimbelstern, die Nachtigall, der Vogelsang und der Kuckuck vortrefflich zum Zug.

Die Romantik ist durch August Körling (1842-1919) - Pastorale und Camille Saint-Saëns (1835 -1921) - Andante - vertreten. Körling wirkte vor allem in Schweden und komponierte hauptsächlich Vokalwerke, Werke für Klavier, sowie das vorliegende Pastorale, das Reinhard Seeliger für Orgel einrichtete.

Camillle Saint-Saëns verwendet im Andante vor allem die tiefen Register des Horns, die seit der Erfindung der Ventile (1818) nutzbar waren.

Die Moderne ist durch Eugène Bozza (1905-1991) vertreten, der in Paris wirkte und nebst Opern, Nalette und Symphonien zahlreiche Kammermusikwerke schrieb. Sein „Chant lontain" für Horn und Klavier ist ebenfalls eines seiner klangschönen Werke, die von melodischer Einfachheit und formaler Eleganz zeugen.

Der mehrfach ausgezeichnete Dresdner Komponist Matthias Weissing (geb. 1960) schrieb Orchester und Kammermusik, drei Konzerte für Orgel und Kammerorchester sowie Solowerke vor allem für Orgel. Die „sechs Choralvorspiele für Horn und

Orgel" komponierte Weissing für Manfred Dippmann und Reinhard Seeliger. Sie wurden eigens für die einmanualige Gottfried Silbermann-Orgel in Dittersbach geschrieben und dort im Jahre 2000 uraufgeführt.

Der Titel „Twas a Dark and stormy Night..." war ursprünglich Vorgabe bei einem Literaturwettbewerb. Der Texaner Kerry Drew Turner (geb. 1969) liess sich von diesem Titel inspirieren und komponierte das vorliegende Werk unter dem gleichen Titel.

Die Werke der CD sind chronologisch angeordnet. Vier Werke sind Orgel solo: „der musikalische Scherz" von Gottfried Fischer (geb. 1924), „Thème et variations, op. 70/7" von Jean Langlais (1907- 1991), „Jacob" von Friedrich Rothe (geb. 1948) (im Andenken an den in Görlitz wirkenden protestantischen Mystiker Jacob Böhme), eine grossangelegte Passacaglia - „Sonnenhymnus" - von Max Drischner (1891-1971)

(Zusammenfassung aus dem sehr ausführlichen Booklet, Text: Günter Lade)

Manfred Dippman und Reinhard Seeliger präsentieren mit dieser ausserordentlich schön interpretierten CD die breite und farbenreiche Palette der Kompositionen für Horn und Orgel. Ideenreich und einfühlsam registriert, wirken die Werke durch alle Stile hindurch sehr ausgewogen und abgerundet. Die CD ist trotz ihrer Vielfalt an Kompositionsstilen sehr einheitlich. Selbst die modernen Werke sind in dieser Einheit geschickt eingebunden. Dass die beiden aufeinander sehr gut eingespielten Interpreten nicht nur beim Musizieren viel Humor und Schwung besitzen, zeigt wohl auch der Untertitel: „sowie Orgelmusik mit Kuckuck, Nachtigall, Zimbelstern & Vogelgezwitscher". Die CD wurde im Juli 2002 aufgenommen.

Die hervorragende Aufnahmequalität gibt das grosse klangliche Spektrum der beiden Instrumente sehr realsitisch wieder. Die klangschöne CD ist nicht nur für Insider zu empfehlen, sondern spricht durch ihre entspannende Wirkung ein breites Publikum an.

 

 

Benefizkonzerte in der Schweiz

 

Höfner Volksblatt

Ausserschwyzer Zeitung
17. Februar 2004

 

Auf dass die Sonnen wieder erklingen  von Christine Rüegg

Benefizkonzert für die Görlitzer Sonnenorgel in der St.-Verena-Kirche in Wollerau.

Auf ihrer Benefiztour durch die Schweiz machten Organist Reinhard Seeliger und Hornist Manfred Dippmann am Sonntagabend auch Halt in Wollerau. Ihr Konzert für den Wiederaufbau der Görlitzer Sonnenorgel begeisterte das ... Publikum restlos.

 

Seit vier Jahren sind die beiden Vollblutmusiker Reinhard Seeliger und Manfred Dippmann mit Benefizkonzerten für die Sonnenorgel unterwegs. Und es wurde denn auch schnell klar, die Görlitzer Sonnenorgel, sie ist ein Traum, den die beiden Musiker sich mit viel Liebe und Engagement im wahrsten Sinne des Wortes Stück für Stück erbauen.

Die angesprochene Sonnenorgel steht in der St.-Peter-und-Paul-Kirche zu Görlitz, der östlichsten Stadt Deutschlands, wie Seeliger ausführte. Ihren Namen trägt sie dank den goldenen Sonnengesichtern auf ihrem Prospekt, um welche herum die Pfeifen der zwölffachen Pedalmixtur strahlenförmig angeordnet sind. Erbaut wurde die bekannte Orgel aus dem Jahre 1703 vom Italiener Eugenio Casparini. Die Orgel selbst habe die Jahrhunderte leider nicht überlebt, erzählte Seeliger weiter. Doch nun soll sie mit Hilfe von Spendengeldern wieder errichtet werden. Den Auftrag dafür hat die Mathis Orgelbau AG aus dem glarnerischen Näfels erhalten. 1997 konnte der erste Teil der Orgel eingeweiht werden, doch noch ist sie nicht komplett. So werden zurzeit in Näfels die berühmten Sonnen rekonstruiert. Und bereits im kommenden Mai sollen sie wieder erklingen, freute sich Seeliger.

 

Kirche unsichtbar mit Klang erfüllt

Erklingen lassen hat Seeliger vorgestern Sonntag dafür eine andere Orgel der Firma Mathis, jene in der Kirche St. Verena in Wollerau. Von der Empore her erfüllten Seeliger an der Orgel und Manfred Dippmann (Horn) die Kirche geradezu unsichtbar mit Klang. Das sanfte Vibrieren des Kirchenbodens unter den Füssen zeugte von der Tongewalt der Orgel. Beim Eindunkeln der Nacht entführten die beiden Musiker in harmonischem Zusammenspiel einmal in sanfte Musikgefilde, um dann wieder in imposanter Bedrohung die Gewalt der Orgel durch das Kirchenschiff zu donnern. Klangwelten, mal lebendig dann wieder so zart, so verschieden und doch so ergänzend, einmal mit dem dominierenden Horn, ein andermal berörend alleine die Orgel. Entstanden ist dadurch ein faszinierender Eindruck in die melodische Vielfalt der beiden Instrumente. Den beiden Musikern gelang es auf eindrückliche Art und Weise, einmal mehr zu beweisen, welch einzigartige und wundervolle Instrumente Horn, und vor allem Orgel sind.

 

Begrenzte Auswahl

Das gespielte Repertoire enthielt unter anderem Kompositionen von Johann Sebastian Bach, Antonio Vivaldi, Felix Mendelssohn Bartholdy, Eugène Bozza und Camille Saint-Saëns. Das Repertoire an Stücken für Orgel und Horn sei begrenzt, da die beiden Instrumente nicht besonders häufig gemeinsam spielten, führte Dippmann zur Programmauswahl aus. Die meisten Stücke fänden sich in der Epoche der Romantik. Zusätzlich müssten die Stücke für die jeweilige Orgel zugeschnitten sein, erklärte Seeliger, denn jede Orgel sei für die Musik einer bestimmten Epoche geschaffen.

 

 

Konzert
Von Barock bis Spätromantik

 

Sächsische Zeitung (Lokales Dippoldiswalde ), 20.06.02

Orgel und Horn im Zwiegespräch in Reinhardtsgrimma
Heinz Weber

 

Orgel und Horn zu kombinieren, kann außerordentlich reizvoll sein. Und so war man neugierig auf das sonnabendliche Konzert in der Kirche zu Reinhardtsgrimma.

Die Kirchgemeinde präsentierte in Zusammenarbeit mit dem Verein „Orgelpunkt" den Solohornisten des Sinfonie-Orchesters Cottbus, Manfred Dippmann, sowie Reinhard Seeliger, den Rektor der Kirchenmusikschule Görlitz und Organisten der dortigen Peterskirche. Werke des Barock, der Spätromantik und der gemäßigten Moderne waren angekündigt.

Gleich zu Beginn erklangen hervorragende Bearbeitungen zweier Stücke: das Choralvorspiel „Wachet auf" des Bach-Schülers Johann Ludwig Krebs und eine Bass-Arie des Großmeisters selbst - den Charme der Kompositionen in zauberhafter, silbriger Registrierung ebenso charmant interpretiert. Beide Künstler erweckten sofort den Eindruck, ein sehr gut eingespieltes Duo zu sein.

Bachs berühmte Toccata in d-Moll wurde von Reinhard Seeliger souverän gestaltet. Die ganze Majestät und Schönheit der Silbermann-Orgel wurde hier eindrucksvoll vorgeführt. Das folgende Largo aus dem Concerto in F von Antonio Vivaldi gab Manfred Dippmann Gelegenheit, auf dem Horn sein wohlklingendes Belcanto in weit strömenden Bögen auszumusizieren.

Friedrich Rothe´s (geb. 1948) humoristische Skizze „Jakob" über den schlesischen Mystiker Jacob Böhme war ein kurzer Dialog zwischen Pedal und hohen Stimmen, originell, aber fast zu kurz. Die sechs Choralvorspiele von Matthias Weißing (geb. 1960) ließen die Frage aufkommen, inwieweit solche Stücke für den Gottesdienstgebrauch sinnvoll sind. Wann hat man schon ein Horn zur Verfügung? Auf jeden Fall sollten diese kurzen Stücke (das dritte fast tänzerischer Natur) in Konzerten zur Diskussion gestellt werden.

Dietrich Buxtehudes Passacaglia in d für Orgel solo ist nicht eines seiner stärksten Werke. Aber Reinhard Seeliger glänzte durch seine farbige Registrierung.

Eugéne Bozza (1904 bis 1992) aus Nizza (er war 1. Dirigent der Opera Comique in Paris) kam mit seinem „Chant Lontain" für Horn und Orgel zu Wort: Melancholie, Aufbruchstimmung, also voller Kontraste. Ganz entzückend im Gegensatz dazu wirkte Mozarts „Andante für eine Walze in einer kleinen Orgel". Ein duftiger Beitrag, technisch gekonnt vorgetragen.

Der Nachmittag schloss mit einer Choralfantasie des Holländers Jan Koetsier (geb. 1911), der für die allermeisten Instrumente Kompositionen angefertigt hat und hier mit einer Fülle gegensätzlichen thematischen Materials aufwartete, sehr geschickt registriert.

 

 

CD erschienen

 

Jesus bleibet meine Freude
Musik für Horn und Orgel

 

Manfred Dippmann - Horn
Marianne von Einsiedel - Orgel

 

Manfred Dippmann und Marianne von Einsiedel haben eine verdienstvolle neue CD-Einspielung mit kammermusikalischen Werken für Horn und Orgel an der Silbermann-Orgel in Reinhardtsgrimma vorgelegt. Neben den früh-, hoch- und spätbarocken Komponisten Scheidt, J. S. Bach, Telemann und Krebs bringen sie einige interessante Choralbearbeitungen des zeitgenössischen Komponisten Matthias Weißing zu Gehör. Während der Hornist in den ersten Stücken sich zurückhaltend zeigt und sein Instrument so einfühlsam behandelt, dass die klangliche Wirkung einem Orgelregister nahe kommt, bringt er bei der Choralfantasie Ostern von Matthias Weiîing und der sehr gefälligen Sonate C-Dur von Johann Ernst Galliard alle solistischen Klangpaletten seines Instruments ins Spiel, soweit das bei dieser nichtromantischen Musik angezeigt scheint.
Sehr schön gelungen sind das Spiel der hohen und tiefen Lagen und die wunderbaren Echo-Wirkungen der Sätze der genannten Sonate. Akkurat und gekonnt ist die Orgelbegleitung der Organistin. Sehr gut und beweglich artikuliert nutzt sie alle möglichen kammermusikalischen Registerkombinationen der Silbermann-Orgel, so dass die Abfolge der Choralbearbeitungen einer Führung durch die Farbmöglichkeiten der Disposition der Orgel gleichkommt.
Pleno-Stücke zu Beginn und am Schluss runden das programmatische Konzept der CD ab.

Markus Leidenberger
Kantor an der Martin-Luther-Kirche Dresden Kirchenmusikdirektor des Kirchenbezirkes Dresden Nord
16. Januar 2004