Die Walzerkönige
Veröffentlicht: 04.03.2011
„Mein Vater war ein Musiker von Gottes Gnaden" schrieb Johann Strauß im Vorwort zur Gesamtausgabe der Werke seines Vaters Johann Baptist Strauß.
Die Wiener Musikerfamilie Strauß machte den Walzer zum populärsten Tanz des 19. Jahrhunderts und hinterließ der Nachwelt unsterbliche Walzer-Melodien.
Begründer der Musikerdynastie war Johann Baptist Strauß, er wurde am 14. März 1804 in Wien geboren. In der Gastwirtschaft seines Vaters machte er Bekanntschaft mit der Tanzmusik. Als er eine Geige geschenkt bekam, entwickelte er sich dank seiner Begabung schnell zum Violin-Virtuosen. Auf Betreiben seines Vormunds ließ sich Johann Baptist Strauß ab 1817 zum Buchbinder ausbilden, übte diesen Beruf nach dem Abschluß seiner Lehre jedoch nie aus. Als Bratschist verdiente er jetzt sein Geld in den Kapellen von Michael Pamer und seines Freundes Josef Lanner.
Ab 1825 konzertierte Johann Baptist Strauß mit einem eigenen Ensemble für das er auch erfolgreich komponierte. Als Komponist war Johann Baptist Strauß Autodidakt. Aufgrund seiner zahlreichen Walzerkompositionen und seiner „Alleinherrschaft" über das Wiener Ballwesen verliehen ihm die Wiener den Titel „Walzerkönig". Die bekannteste Komposition von Josef Baptist Strauß ist allerdings kein Walzer sondern Marschmusik: Der Radetzky-Marsch, der in keinem Neujahrskonzert fehlt, stammt aus der Feder von Josef Baptist Strauß. Richard Wagner hörte den Walzerkönig im Jahr 1832 und schrieb: "Unvergesslich blieb mir hierbei die für jede von ihm vorgegeigte Pièce sich gleich willig erzeugende, an Raserei grenzende Begeisterung des wunderlichen Johann Strauß. Dieser Dämon des Wiener musikalischen Volksgeistes erzitterte beim Beginn eines neuen Walzers wie eine Pythia auf dem Dreifuß, und ein wahres Wonnegewieher des wirklich mehr von seiner Musik als von den genossenen Getränken berauschten Auditoriums trieb die Begeisterung des zauberischen Vorgeigers auf eine für mich fast beängstigende Höhe."Strauß starb am 25. September 1848 in Wien an einer Scharlach-Infektion. Bei der Trauerfeier im Wiener Stefansdom dirigierte sein Sohn Johann das Requiem von Mozart.
Johann Strauß Junior wurde als Sohn von Johann Baptist und der Gastwirtstocher Anna Strauß, geb. Streim, am 25. Oktober 1825 in Wien geboren.
Johann Baptist Strauß wollte seinen Sohn von der Musik fernhalten und hatte für ihn eine Ausbildung zum Bankangestellten vorgesehen. Aber Johann Strauß Junior flog mit 16 Jahren von der Schule und lernte in Abwesenheit seines Vaters, Klavier und Violine sowie Komposition. Als Johann Baptist seinen Sohn beim heimlichen Violinspielen ertappte, nahm er ihm die Geige weg. Johann Baptist Strauß verließ seine Familie im Jahr 1842 um mit einer anderen Frau zusammen zu leben. Erst jetzt konnte sich Johann Strauß Junior mit Unterstützung der eifersüchtigen Mutter ganz der Musik widmen.
Sein erstes Konzert fand am 15. Oktober 1844 im Casino Dommayer statt und wurde ein voller Erfolg. Nach dem Tode seines Vaters übernahm er dessen Orchester und erbte auch den Titel „Walzerkönig".
Er komponierte rund fünfhundert Walzer, darunter die heimliche Hymne Wiens und Österreichs „An der schönen blauen Donau", „Wiener Blut" , „Rosen aus dem Süden" oder den unsterblichen „Kaiserwalzer". Johann Strauß schrieb den Kaiserwalzer im tschechischen Franzensbad im Sommer 1889. Der Walzer trug ursprünglich den Titel „Hand in Hand" und war für das Eröffnungskonzert des neuen Konzertsaals „Königsbau" in Berlin bestimmt. Beim Opernball in der Staatsoper entfalten diese Walzer ihren Charme in einzigartiger Kulisse: Im langsamen Schweben der Melodien hat Strauß gleichsam den Glanz der Donaumonarchie konserviert, der sich auch im Interieur der Staatsoper widerspiegelt.
Eine Begegnung mit Jacques Offenbach im Jahr 1864 regte Johann Strauß zur Komposition von Operetten an. Die bekanntesten darunter sind: „Die Fledermaus", „Eine Nacht in Venedig" oder „Der Zigeunerbaron". Johann Strauß starb am 3. Juni 1899 in Wien an einer Lungenentzündung. Obwohl er dreimal verheiratet war, blieb er kinderlos. Sein Ehrengrab befindet sich auf dem Wiener Zentralfriedhof.
Im Leben der „Walzerkönige" zeigen sich erstaunliche Parallelen. Beiden war ein bürgerlicher Beruf bestimmt und bei beiden hat sich das musikalische Talent durchgesetzt: Vater und Sohn widmeten ihr Leben der Violine, dem Walzer und - den schönen Frauen.
(04.03.2011)